Strompreis steigt um 50 Prozent

Steigerung des Strompreises um bis zu 50 Prozent bis zum Jahr 2030

Die Energiepreise in Deutschland sind bereits über die vergangenen Jahrzehnte deutlich gestiegen. In den nächsten Jahren ist ein weiterer Anstieg zu erwarten. Durch die CO2-Bepreisung und höhere Ressourcenpreise beim Erdgas wird vor allem der Großhandelspreis für Strom betroffen sein. Eine Studie von Prognos weist eine Preissteigerung von 50 Prozent aus.

Preise im Stromgroßhandel geraten zusehends unter Druck

Das Beratungsunternehmen Prognos hat im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) eine Studie zur Entwicklung des Strompreises in Deutschland durchgeführt. Ergebnis der Studie: Der Großhandelspreis für Strom in Deutschland könnte bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent steigen.

Der Stromgroßhandelspreis ist dabei der Teil des Strompreises, den die Endversorger über die Strombörse einkaufen. Private Endverbraucher zahlen zurzeit im bundesweiten Durchschnitt rund 30 Cent pro Kilowattstunde. Der darin enthaltene Großhandelspreis beträgt im Schnitt etwa vier Cent. Er macht somit nur einen kleinen Teil der gesamtem Stromkosten für die privaten Haushalte aus.

Dennoch ist mit einem steigenden Großhandelspreis für Strom eine Mehrbelastung der privaten Haushalte verbunden. Nach der Schätzung von Prognos steigt der Großhandelspreis für Strom von vier auf sechs Cent bis zum Jahr 2030. Ohne weitere Veränderungen würde der Endverbraucherpreis somit auf 32 Cent pro Kilowattstunde steigen. Umgerechnet entspricht das eine Preissteigerung von mehr als 6,5 Prozent für den Endverbrauch allein aufgrund der Preisänderung im Stromgroßhandel.

CO2-Abgabe und steigende Erdgaspreise Ursache für Preissprung

Ursächlich für den steigenden Großhandelspreis für Strom ist die CO2-Bepreisung sowie der Erdgaspreis. Als Teil der Klimaschutzziele ist eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes sinnvollerweise eingeführt worden. Dadurch verteuert sich die Energieproduktion, da entsprechende CO2-Zertifikate angeschafft werden müssen. Diese Zertifikate werden sich im Laufe der Jahre weiter verteuern.

Erdgas wird für die Stromerzeugung eine nicht zu ersetzende Übergangslösung darstellen. Da auch hier mit einer zunehmenden Verknappung zu rechnen ist, wird der Grundpreis für Erdgas bereits ohne das Einrechnen der CO2-Bepreisung steigen. Beide Komponenten sorgen so für einen steigenden Großhandelspreis im Strommarkt.

Größter Anteil am Strompreis entfällt auf Steuern und Abgaben

Der deutlich größte Teil des Strompreises besteht aus Steuern, Abgaben und Umlagen. Bereits jetzt zahlt ein privater Haushalt im europäischen Vergleich die höchsten Preise für Strom. Die zu befürchtende Mehrbelastung kann somit nur über eine Neustrukturierung der Steuern, Abgaben und Umlagen aufgefangen werden.

Neben den privaten Haushalten werden aber vor allem Großkunden aus der Industrie unter steigenden Strompreisen zu leiden haben. Zwar erhalten Großverbraucher preisliche Erleichterungen, beispielsweise bei der EEG-Umlage, dennoch sind Großverbraucher im europäischen Vergleich weit vorne bei den Kosten dabei. Teilweise zahlen Industrieunternehmen mehr als 2,5 Mal so viel für die Kilowattstunde Strom als Großverbraucher anderer europäischer Staaten.

Industriestandort Deutschland gefährdet

Der VBW warnt im Zuge der Prognos-Studie vor den Gefahren des Strompreisanstieges für den industriellen Standort Deutschland. Es herrscht ein politischer Bedarf, den Strompreis für die Industrie deutlich zu senken. Die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen ist sonst nicht mehr gegeben und Betriebsschließungen drohen.

Dabei wird explizit nicht der Klimaschutz außen vor gelassen. Vielmehr hilft ein niedriger Strompreis der Industrie dabei, selbst den notwendigen ökologischen Wandel zu vollziehen. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien ist das mittelfristige Ziel, sodass auch stromintensive Industrien klimaneutral werden. Das erfordert Anpassungen in den Unternehmen selbst.

Im Zuge dieser Diskussion werden in der Wirtschaft Stimmen laut, die einen europäischen Industriestrompreis fordern. Das schaffe auf die nächsten wichtigen Jahre hinaus Planungssicherheit für die Unternehmen. Aus der Politik wird diese Forderung verhalten aufgenommen.

Strombedarf der Unternehmen wird deutlich steigen

Die neuen angepassten Klimaziele werden den Stromverbrauch deutlich nach oben treiben. Die notwendige Reduzierung des CO2-Ausstoßes führt zu einer ansteigenden Elektrifizierung in vielen industriellen Bereichen. Neben der Elektromobilität bedeutet das auch eine Elektrifizierung anderer technischer Anlagen, wie beispielsweise Wärmepumpen oder Heizungssysteme, die bislang mit Kohle, Öl oder Erdgas betrieben wurden.

Hinzu kommt die Produktion von grünem Wasserstoff. Dieser Vorgang ist ausgesprochen energieintensiv und wird bis zum vollen Einsatz erneuerbarer Energien Übergangslösungen benötigen. Der Bedarf an Wasserstoff als Energielieferant wird sich weiter erhöhen, wenn Kohle- und Gas-Kraftwerke nach und nach nicht mehr für die Energieversorgung zur Verfügung stehen.

Nach der Prognos-Studie werden im Jahr 2030 erneuerbare Energien 72 Prozent der Stromerzeugung ausmachen. Danach wird immer stärker Wasserstoff eingesetzt, sodass der Kohleausstieg spätestens 2034 erfolgt. Bisher wurde 2038 als Endjahr für den Kohleausstieg festgelegt. Die steigende CO2-Bepreisung wird vermutlich zu einem früheren Ende der Kohleverstromung führen.